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Leichtigkeit im Üben

Leichtigkeit im Üben - 123rf, kakigoriEinen Beitrag zum Thema Leichtigkeit zu schreiben, schien mir durchaus nicht sonderlich leicht. Schaut man sich manches Mal in den Qigong-Kursen um, erschrickt man sogar, wie wenig Leichtigkeit im Üben mitschwingt. Ist es die fehlende Leichtigkeit im ganzen Leben oder meinen wir, Übungen, egal welcher Art, müssen freudlos begangen werden, da sie sonst nicht anstrengend genug oder sogar uneffektiv sind? Denn wer nicht leidet, der macht kein gutes Training?

Doch vielleicht gibt es ja neben der Anstrengung, körperlich als auch emotional, die Möglichkeit, eine gewisse Leichtigkeit als Grundstimmung mit in die Übung und auch in den Rest des Alltags mit hinein zu nehmen.

Unser Herz ist voll von Leichtigkeit, was wir wahrscheinlich alle schon ein- oder auch viele Male erlebt haben. Frisch verliebt und schon wandeln wir leichtfüßig und beschwingt durchs Leben. Frisch verlassen: „die Welt ist doof“. Wir scheinen tatsächlich das Drama zu lieben, extrem happy – extrem down. Vielleicht sollten wir versuchen wieder mehr zu einer gelassenen Grundstimmung zurückzufinden, à la „man kann sich das Leben auch schwer machen“ bzw. „nur wir können uns das Leben schwer machen“

Aus chinesischer Sicht wird dem Herzen die Freude zugeordnet. Und beim Gedanken an Freude kommt wohl niemand auf die Idee von Schwermut, hängenden Mundwinkeln und Kopf hängen lassen. Nein, mit Freude verbinden wir normalerweise Bilder von  Leichtigkeit, Herzlichkeit, fröhlich sein oder auch einem zufriedenen Lächeln.

Das Herz ist energetisch betrachtet zu 90% Yang, ist also an sich kaum in der Lage Trübsal zu blasen, aber wir machen es uns scheinbar gerne selber schwer. Obwohl wir aus Erfahrung wissen, dass das nun wirklich überhaupt gar nichts leichter macht, sondern ganz im Gegenteil, wir ziehen uns selbst `runter, und meinen natürlich die anderen sind schuld an unserem Dilemma.

Auf keinen Fall hat es etwas mit uns selbst zu tun, dass wir gerade mal wieder mit hängendem Kopf und grimmiger Miene im Garten stehen und wunderbar freudlos die allertollsten Qigong-Übungen „abspulen“.

Sollte sich jemand von Ihnen eines Tages vielleicht genau dabei erwischen, wäre es einen Versuch wert sich herzlich über sich selbst kaputt zu lachen.

Dabei wissen wir doch alle ganz genau, dass sich mit einem neugierig freudigem Herangehen und einem inneren Lächeln, welches sich vielleicht sogar bis in die Peripherie – in die Mundwinkel hinein-  ausbreitet, sowohl das Üben, als auch alles Andere viel angenehmer und leichter gestaltet, auch wenn es trotzdem anstrengend bleibt. Und obwohl es sicherlich auch immer wieder furchtbar anstrengende, herausfordernde Phasen gibt, würde uns doch gerade in diesen Zeiten eine wahre innere Leichtigkeit, trotz aller schwierigen Umstände, besonders gut tun.

Erschwerend  kommt natürlich noch hinzu, dass wir nur allzu gern an vergangenen Geschichten hängen und auch im Nachhinein noch sehr emotional auf sie reagieren. Doch das Partnerorgan des Herzens, der Dünndarm trägt in sich die Fähigkeit „rein von unrein“ zu trennen. Er hilft uns auf körperlicher als auch emotionaler Ebene uns von Dingen, Geschichten, etc. zu trennen, und sie ziehen zu lassen. Ein wunderbares und sehr einfaches Mittel um den Dünndarm zu stärken ist abgekochtes heißes Wasser oder auch Kardamom.

 

Nun zu einem kleinen einfachen Experiment:

Versuchen Sie es doch mal mit dem „Steinchen-Experiment“. Vielleicht für 1-2 Tage, wobei wahrscheinlich 1 Tag bereits genügen wird, um zu zeigen, wie wir ticken. Ein ganz normaler Tag und Sie legen für jeden schweren, negativen, verneinenden Gedanken und jedes ausgesprochene NEIN einen dunkles Steinchen in die Schale. Für jeden leichten, positiven, bejahenden Gedanken und jedes ausgesprochene JA ein helles Steinchen in die Schale….und dann schauen Sie am Ende des Tages, wie es mit der Farbverteilung in der Schale so steht. Sollte Dunkel überwiegen, dürfen Sie sich freuen, denn Sie haben es sich, wie Sie ja sehen „selbst eingebrockt“. Heißt also, Sie können es auch selbst wieder ändern. Schauen Sie sich einfach an, was Ihnen das dunkle Steinchen Sammeln gebracht hat, ob es das ist was Sie eigentlich wollten. Ob in Ihnen vielleicht viel mehr helle Steinchen darauf warten, endlich in die Schale zu kommen und gelebt zu werden.

Dies soll kein Aufruf zum „positiven Denken“ werden, sondern lediglich ein Anschauen dessen wie wir unseren Tag so verleben und gestalten.

Vielleicht könnten Sie sich zum Abschluss des Experiments den Film „der JA-Sager“ gönnen… einfach als kleines Bonbon.

 

Leichtigkeit und Freude sind keine Techniken die man durch spezielle Übungen erlangt. Das was die Übung ausmacht, ist, wie wir an sie herangehen und auf uns einlassen wollen und können.

Versuchen wir doch einfach mal wieder einer Übung, die wir sowieso schon praktizieren, neu mit einem neugierigen offenen Geist und einem inneren und äußeren Lächeln zu begegnen, vielleicht werden wir die Übung und uns selbst ganz neu kennen lernen. Nicht weil sich die Übung verändert hätte, sondern weil wir mit einem anderen Gefühl und damit anderen Augen an die Sache, die Übung oder auch den Tag herangehen.

Viel Freude beim Üben !

 

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Foto: © 123rf – kakigori

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