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Kontrolle vor Schöpfung? Ordnung vor Wachstum? (1.Teil)

Kontrolle vor Schöpfung - Anneke Schram, 123.RF - Andrejs Pidjass,123RFDie energetische Beziehung zwischen Herbst und Frühling – von Joachim Stuhlmacher

In diesem Beitrag möchte ich in aller gebotenen Kürze die Bedeutung der Wandlungsphasen Holz und Metall und ihre enge Beziehung zueinander vorstellen. Schon vorab sei bemerkt, dass Sie alles auch ganz anders betrachten können. So „denkt“ Chinesische Medizin, nicht in der Einfalt, sondern in der Vielfalt.

 

Die 5 Wandlungsphasen im Allgemeinen

Die 5 Wandlungsphasen stehen für bestimmte Organverbindungen und für bestimmte Abläufe von Lebens-Prozessen, eben in 5er Schritten, die ständig in der Welt und somit auch im Körper ablaufen und durch dieses Modell erklärbar, ja unter bestimmten Voraussetzungen sogar vorhersehbar werden. Doch das ist heute nicht unser Thema. Wenn wir uns diese 5 Wandlungsphasen in der Chinesischen Medizin einmal aus einem anderen Blickwinkel anschauen, so können wir neben den einzelnen Bestandteilen dieser Wandlungszustände zwei große Achsen innerhalb dieses Schemas erkennen.

 

2 Achsen innerhalb des 5-Phasenmodells

Zuerst einmal gibt es die senkrechte Achse mit den Wandlungsphasen Feuer, Erde und Wasser, auch bekannt als „Feuer-Wasser-Achse“. Sie wird gern bezeichnet als die „Achse der Raum- und Zeitlosigkeit“, als die „Achse der Selbsterkenntnis“ oder auch als „Erleuchtungsachse“.

Diese äußerst wichtige Achse in der klassischen Chinesischen Medizin wird in den kommenden Ausgaben näher erläutert werden. Zuerst möchte ich Ihnen aber die 2. Achse, die „Achse von Raum und Zeit“ ein wenig im Detail vorstellen. Insbesondere möchten ich Ihnen einige der wichtigsten Funktionen dieser Achse und ihrer Zuordnungen aufzeigen und erläutern, welche Bedeutung, insbesondere welche psychische Bedeutung, diese Achse hat.

Die Achse von Raum und Zeit ist geprägt durch die Wandlungsphase Holz mit den ihr zugeordneten Organsystemen Leber und Gallenblase. Diese beiden Organe und all ihre Funktionen, inkl. der Leitbahnen (Meridiane), haben einen großen Bezug zur Zeit. „Hun“, der „Ätherische Geist“, welcher in der Leber haust, ist zuständig für das speichern aller Ereignisse im Leben eines Menschen. Diese Funktion ist wie eine riesige Festplatte, auf der einfach alles festgehalten, eben gespeichert wird. Selbst wenn wir bewusstlos sind, zeichnet diese Funktion alles mit, was passiert. Hun bein-haltet also, so gesehen, die Vergangenheit des Menschen. Doch in der Leber stehen uns auch das „Vergessen“ und die „Bearbeitung“ bestimmter Ereignisse zur Verfügung. Diese Form der Bearbeitung hilft uns, Dinge ziehen zu lassen, loszulassen, unseren Blick in die Zukunft zu wenden und weitere Schritte in die Zukunft zu wagen.

Im Gegensatz dazu finden wir in der Lunge den „Körper-Geist“, der „Po“ genannt wird. Der Körper ist ein mehrdimensionales Gebilde und diese Funktion ist zuständig für den Raum. Den Raum in uns und um uns herum. Immer wenn es beispielsweise eng wird oder uns jemand zu nahe tritt, wird u.a. diese Funktion, wird diese Ebene des Mensch-Seins angesprochen. Po sorgt dafür, dass wir am Leben bleiben wollen. Die Lunge und der Dickdarm bilden zusammen mit den entsprechenden Leitbahnen die Wandlungsphase „Metall“. Wie Sie sich sicher vorstellen können, stehen Raum und Zeit in einem engen Kontakt zueinander und beeinflussen sich gegenseitig ständig, positiv als auch nicht so positiv

 

Was bedeutet dies konkret für unseren Alltag, für unser Leben?

Nun, die Kraft des Frühlings drückt sich über die Wandlungsphase „Holz“ aus und steht u.a. für den kreativen Aspekt, das Schöpferische, für das Wachsen aber auch für eine gewisse Aggressivität und ein Vorwärts-Streben. Auf einen Schlag ist es Frühling. Gerade noch schlief die Natur tief und fest und am nächsten Morgen, zack, sind die ersten Knospen da. Die Kraft des Frühlings, des Holzes, ist die Power der Wiedergeburt. Alles Schöpferische, jeder Neubeginn, jedes Verlassen alter Pfade, jede Wendung im Leben findet hier den ersten Schritt, die erste Aktion in eine neue Richtung. Jeder Tagesbeginn, jeder Frühling, unsere Kindheit, generell Beweglichkeit, jede Entscheidung in ein „neues“ Leben sind Ausdruck dieser Kraft in uns.

Die Kraft des Herbstes zeigt sich über die Wandlungsphase „Metall“. In ihr finden sich Aspekte wie Ordnung, Gerechtigkeit, Verdichtung, nach unten sinken, Kontrolle und viele andere Aspekte. Jeder Nachmittag, der Herbst und der Herbst des Lebens, das Einsammeln und Kondensieren getaner Arbeit, etwas auf den Punkt bringen sind Ausdrücke dieser Energie in uns. Im Ideal führen die Funktionen des Metalls die unbändige Power des Holzes sanft und entspannt in die richtige Richtung. So betrachtet, nehmen wir als Eltern (Feuer-Metallzeit) beispielsweise unsere Kinder (Holzzeit) sanft aber klar an die Hand und bringen die noch undifferenzierte Energie der Kinder auf den passenden Fokus. Wir leiten ihre Kraft in die für sie passenden Bahnen. Das Metall kontrolliert das Holz. Doch nicht Kontrolle, wie wir es oft verstehen, als Grundannahme, dass sowieso etwas falsch gemacht wird und wir dies entsprechend suchen und bestrafen müssen und auch nicht als Kontrolleur, der beobachtet und eingreift, damit nichts falsch gemacht wird. Im Altertum der Chinesischen Medizin wurde Kontrolle im Sinne einer verträglichen Zusammenarbeit beider Kräfte verstanden. Da diese beiden Kräfte so unterschiedlich sind, ermöglichen sie nur in einer gemeinsamen Harmonie ein ideales Zusammenspiel, also ein glückliches, zufriedenes und gesundes Leben. Sie stehen in einer gewissen Abhängigkeit zueinander, so wie es etwa Tag und Nacht tun. Ganz ohne Hintergedanken und ohne Bewertung, das war die Sicht der alten Chinesen.

 

Unsere moderne Welt: Die Geburt

Doch schauen wir uns doch mal ganz einfach an, wie es mit diesen Aspekten der Ausgeglichenheit zwischen Holz und Metall, zwischen schöpferischer und kontrollierender Energie in unserer modernen Zivilisation aussieht.

Für die Geburt benötigt die Schwangere eine sehr starke und nach unten gerichtete Kraft. Diese Energie kommt aus den Holzorganen Leber und Gallenblase mit Unterstützung der absenkenden Funktion des Metalls, von Lunge und Dickdarm. Doch statt in einem aktuellen Geburtsprozess diese Kräfte zu fördern, wird so manches Mal die Geburt unterbrochen (z.B. durch die Gabe wehenhemmender Mittel), da es bereits sehr spät ist und nur die Nachtbesetzung im Krankenhaus anwesend ist, was bedeutet, es fehlen MitarbeiterInnen. Am nächsten Morgen, also zur nächsten Schicht, wird dann die Geburt „weitergeführt“. Abends gab es wehenhemmende Mittel, die tatsächlich den Geburtsvorgang, also die Kraft nach unten, stoppen, oder vielleicht besser, ableiten. Doch diese Kraft, diese Energie ist ja weiterhin da. Wo geht sie hin, wenn sie nicht mehr nach unten wirken kann. Richtig! In den oberen Teil des Rumpfes und in den Kopf. Kopfschmerzen oder Herzrasen sind oft die Folge. Deshalb können die meisten Frauen, denen diese Mittel verabreicht wurden, auch nicht schlafen und müssen geschwächt und unausgeruht am nächsten Tag weitermachen. Dann werden wehenfördernde Mittel eingesetzt, da sich die eigentliche, natürliche Geburtskraft durch die Nacht hin verausgabt hat und am Morgen nicht mehr stark genug ist. Oder es geht tatsächlich gar nichts mehr und das Kind wird per Kaiserschnitt geholt. Noch schlimmer ist es natürlich, wenn völlig ohne medizinischen Grund eine Kaiserschnittgeburt, der Einfachheit halber, durchgeführt wird. Wenn das Neugeborene sich die Welt nicht erarbeiten, sich nicht anstrengen muss (es wird ja geholt), fehlt schon das erste und wichtigste Training für die Holzenergie, die Durchsetzungskraft. Gerade das Holz und insbesondere die Gallenblase stehen für die aggressive und starke Energie, die uns das eigene Leben nach vorne, weiter bringen lässt. Ich weiß nicht, ob ich es verständlich ausdrücken konnte, es besteht energetisch ein riesiger Unterschied, ob ich mir etwas „erarbeiten“ muss (in diesem Fall meine eigene Geburt) oder ob es mir leicht gemacht wird und „man mich holt“. Das Geholt-Werden, dieser Fortschritt, ist toll, aber eben nur für den Notfall gedacht!

Ein schönes Wort für die Holzenergie ist auch „Durchsetzungskraft“. Und die wird beim ersten und wichtigsten Training im Leben eben nicht trainiert oder nur sehr weit unter dem, was möglich wäre. Später können wir bei den betroffenen Kindern eine Schwäche in genau diesem Bereich feststellen. Sie können sich schlecht für etwas wirklich einsetzen, sich anstrengen und um etwas kämpfen. Dies ist der erste Sieg des Metalls über das Holz. Schon dort beginnt die übermäßige Kontrolle des Metalls über die Lebenskraft des Holzes. Die fehlende Holzenergie bei der Mutter und den Ärzten und der starke Kontrollaspekt des Metalls zeigen sich überdeutlich. Spannend, dass die zugeordnete Farbe zum Metall das Weiß ist, während Grün dem Holz zugeordnet wird. Und in den Kliniken laufen unendlich viele „Weiße“ herum, aufgelockert von ein paar „Grünen“, die oft leider auch nur im Auftrag der „Weißen“ unterwegs sind.

Dann kommt der Abnabelungsprozess. Jeder weiß, solch ein Prozess nimmt ein wenig Zeit in Anspruch, der dauert ein wenig. Doch kaum liegt das Neugeborene endlich auf dem Bauch der Mutter, kommt sofort wieder jemand „weißes“ und nimmt der Mutter das gerade erst auf diese Art kennen gelernte Baby wieder weg. Nabel durchtrennen, übrigens eine wichtige Funktion des Magens, und dann wiegen, messen, waschen. Als ob dies nicht Zeit hätte! Aber so geht es die ganze Zeit im Krankenhaus. Anlegen an die Brust und zack, muss das Kleine trinken. Klappt dies nicht sofort, wird gleich mit Alternativen „gedroht“. „Ach, das macht nichts, dann haben sie es ja einfacher und es gibt ja inzwischen so wunderbare Ersatzmilch“. Wieder so ein metallisches Denken! Als ob das Trinken einer künstlich hergestellten Milch aus irgendeinem Plastiknippel dasselbe wäre, wie das Saugen frischer Muttermilch (die ausschließlich für dieses kleine Erdenwesen erzeugt wurde) an der Brust der Mutter. Auch das Stillen müssen sich das Neugeborene und die Mutter, im positivsten Sinne des Wortes, erarbeiten.

Verstehen Sie, was ich Ihnen vermitteln möchte?? Denn das geht dann die gesamte Kindheit und das gesamte Leben so weiter. Ständig kämpfen Holz- und Metallenergie miteinander, was prinzipiell nichts Verkehrtes ist, wenn nicht so häufig die Metallenergie gewinnen und das Holz klein gemacht werden würde. Sie glauben mir nicht, dass es so schlimm ist?

 

Unsere moderne Welt: Das junge Kind

Kann dein Kind auch schon laufen? Ja, meine Kleine hat ja schon mit dreieinhalb Monaten die ersten Gehversuche gemacht. Na ja, mach dir nichts draus, nicht jeder ist so (früh = toll) wie unsere Süße. Ob krabbeln, laufen oder sprechen, zwischen den Eltern herrschen fast Wettbewerbe, welches Kind was zuerst und wie vollständig beherrscht hat. Und diese Wettbewerbe entstehen nur aus dem übereifrigen Metall der Eltern, alles kontrollieren und steuern zu wollen. Natürlich nur zum Wohle des Kindes. Doch wissen wir Erwachsenen, verzogenen, angepassten und völlig vom Verstand (im Chin. „Yi“) abhängigen Erwachsenen wirklich, was unser Kind braucht, was wirklich wichtig ist im Leben eines Kindes?? Meine eigene Erfahrung ist, leider wissen wir es nicht mehr! Meine Frau und ich haben beispielsweise unserem noch Ungeborenen ein wunderschönes Kinderzimmer gebaut. Perfekt, romantisch, schön und wirklich kindgerecht. Unsere Tochter allerdings hat das nicht groß interessiert. Sie brauchte nur Muttermilch, Luft, Seele, Liebe und viel Nähe. Klar auch ein Bett, aber schlafen ging auch ohne Probleme auf dem Boden. Und den ganzen anderen Firlefanz hat sie gar nicht beachtet. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte das Andere nicht verdammen, ich möchte es bloß in einen ausgeglichenen Zusammenhang stellen. Was ist wie wichtig für das Leben. Ich habe oft den Eindruck, dass wir das, was uns an Zeit, Geduld, Aufmerksamkeit und Liebe für die Kleinen fehlt, allzu gerne in Farben, Kleidung, Möbel und Spielzeug stecken.

Nach der Kunstmilch-Phase geht es dann über zum wahren Genuss. Unsere Kleinen brauchen mehr als nur Milch. Kochen, oh nee, das dauert mir echt zu lange. Und auch noch jeden Tag. Gott sei Dank (ich weiß wirklich nicht, was Gott damit zu tun hat) gibt es ja Tiefgefrorenes und die Mikrowelle. Und wieder diese Idee des Metalls, nur an sich zu denken und daran, dass alles geordnet, überschau- und kontrollierbar bleibt. Und wieder diese fehlende Holzenergie, die es uns anpacken lässt, auch wenn es nicht immer einfach ist. So packen wir uns die Truhe voll und in 45 Sekunden steht das beste Essen der Welt auf dem Tisch. Mensch, was sind wir tolle Eltern. Doch was ist eigentlich Tiefkühlkost?? Diese Kost ist schockgefroren!!! Geht es Ihnen jetzt auch so, mal ehrlich, da stockt einem ein wenig der Atem, oder?! Schock und gefroren. Schock ist Schock und muss nicht weiter erläutert werden und gefroren ist eiskalt. Wollen Sie gern eiskalt sein? Killer sind eiskalt. Und wenn wir dann noch wissen, dass die Chinesische Medizin den Verdauungsvorgang beim Menschen als Kochvorgang beschreibt, dann wird einem vielleicht bewusst, wie schädlich die Eiseskälte für das junge Kind ist. Werfen Sie doch einfach mal ein Stück Eis in kochendes Wasser und schauen Sie, was passiert. Genau dasselbe passiert im Verdauungstrakt. Sofort hört der Fluss der Energie (Hitze) im Magen auf, es staut sich. Dann bildet sich Nebel, den nennt man in der TCM „Nässe“. Diese Nässe behindert, wie Nebel, zusätzlich zur Kälte die Verdauung. Und schon haben wir einen weiteren Grundstein für jede Menge (Kinder-) Krankheiten, die sich aber auch im Erwachsenenalter zeigen, die an Gefährlichkeit zunehmen und sich noch steigern werden. Und da der Verdauungstrakt von Kindern noch nicht vollständig ausgereift ist, sind sie umso anfälliger für all diese gerade beschriebenen Dinge. Und wenn Sie jetzt denken, na ja, das tiefgekühlte Essen wird ja dann erhitzt, so müssen Sie wissen, dass die erste Information, die die Nahrung erfahren hat, in ihr gespeichert bleibt. Einmal richtig kalt bleibt kalt. Und den Rest gibt uns dann die Mikrowelle (die übrigens dieselbe Schwingung hat wie Krebs und die aus gesundheitlichen Gründen seinerzeit bei den Militärs nicht mehr zum Einsatz kam), die zwar die Nahrung erwärmt, aber die den Kern des Nahrungsmittels und alles Lebendige, alles Qi, wie die Chinesen sagen, zerstört. Meine Lehrer haben mir beigebracht, dass wir die Mikrowelle unserem Feind schenken sollten oder dass wir auch gleich Pappe essen können. Und das alles nur wegen der Zeit (oder besser, dem Nicht-Zeit-Nehmen), die ja, wir erinnern uns, dem Holz zugeordnet ist. Ein weiterer Sieg für das Metall. Keine Zeit mehr haben oder besser, sich für die wirklich wichtigen Dinge keine Zeit mehr nehmen, ist eine Unterdrückung der Kräfte des Holzes, der Energie von Leber und Gallenblase.

Gleichzeitig mit dem Nahrungsproblem kommt auch der vorher so herbei gesehnte und maßlos übertrieben geförderte Bewegungs- und Redewunsch der Kleinen immer mehr zum Tragen und endet, wie sollte es anders sein, in Verboten. Nein, hier sind Papas CDs, nein, das sind wichtige Unterlagen, hier dürfen Kinder leider nicht spielen, dort bitte nicht laut sein, hier ist es zu gefährlich, da könnten Autos kommen, Schatz, jetzt kann ich grad nicht, was fragst du denn ständig für´n Quatsch, usw., usw. Die Kraft des Holzes, vorher übermäßig entfesselt, wird jetzt völlig blockiert. Ich frage mich, warum wir es so wichtig finden, dass unsere Kinder in jeder Beziehung mobil werden und wenn sie es dann sind, dies kaum noch dürfen. Spielen verboten, reden verboten, selbst etwas herausfinden verboten, insbesondere draußen. Lieber Videos und Computerspiele im Haus schauen, da haben Mama und Papa alles im Griff, unter Kontrolle. Weder bewegen, noch raus in den Wald (Funktionen der Erde und des Holzes) und dazu noch die Augen und den Magen überanstrengen (Ja, Bildschirm schauen schädigt Magen und Leber). Die ganzen Verbote, die plötzlich auf die Kinder einhämmern, kommen meistens aus einem großen Wunsch nach Kontrolle der Situation, der wiederum aus großen Ängsten und größter Unsicherheit entsteht. In der Kindheit wird also genauso weiter gemacht wie im Kleinkindalter. Die Auswirkungen auf den Organismus des Kindes sind enorm negativ. Mit allen möglichen psychischen und körperlichen Folgeerscheinungen.

 

Unser modernes Leben: Schule

Und nun kommt ein weiterer absoluter Höhepunkt des Lebens, die Schule. Genau genommen ist jedes Kind von Geburt an nur mit einer einzigen Fähigkeit ausgestattet, es ist neugierig und absolut lernbereit und -fähig. Aber wir, im Zeitalter des Metalls tief gefangen, verstehen unsere Kinder nicht mehr und versuchen aus ihnen ganz schnell auch kleine „Metaller“ zu machen. Auf einmal wird jedes einzigartige Wesen, das das Universum hervor gebracht hat, verglichen mit anderen. Den Kindern werden Lerninhalte vorgesetzt (die sie meist nicht selbst gewählt haben), die überwiegend aus dem Bereich der Kontrolle und der Leistung kommen. Ein wenig davon ist super, aber zu viel ist zu viel. Kaum Bewegung, kaum Sport, kaum Musik, Sozialverhalten und Religion, stattdessen Mathe, Deutsch und Englisch, Physik, Biologie und Chemie. Etwas Geschichte noch. Ist die Auswahl der Fächer schon fragwürdig, ist die „Zubereitung“ des Lernstoffes eine Zumutung für das junge Yang, die Holzenergie, die Kinder. Den ganzen Tag sitzen und sitzen und sitzen und im Kopf denken und denken und denken. Und irgendwann glauben die meisten, dass sitzen und denken das Wichtigste im Leben ist. Die Kinder, die mit dieser Art des Lernens nicht zurechtkommen, fallen durch und werden geoutet für den Rest ihres Lebens. Vergleiche bilden immer zwei Gruppen. Die, die gut abschneiden und glauben, sie seien etwas Besseres und die, die schlecht abschneiden und dann glauben, sie seien schlechter als die anderen. Ich habe schon als Jugendlicher nicht verstanden, warum ein Arzt oder Rechtsanwalt viel, viel mehr Geld verdienen muss als eine Krankenpflegerin oder ein Mitarbeiter der Müllabfuhr. Aus meiner Sicht ist ganz klar: Schule ist ein Erwachsenenprodukt und überhaupt nicht für Kinder geeignet!

Die Schule bringt uns die Metallseite des Lebens sehr gut bei, doch die spontane, kreative und gütige Seite des Holzes leider überhaupt nicht mehr. Und so werden dann die Jugendlichen von Mama durch die Gegend kutschiert (sie können ja nicht alleine mit dem Rad oder gar zu Fuß unterwegs sein) zur Schule, zum Flötenunterricht und zum Tennis. Nicht, dass die Kinder Lust gehabt hätten auf dies alles, die Eltern, wir, wollen es. Und nur wir wissen, wer ein Star werden will, muss früh anfangen. Wir können uns absolut nicht mehr vorstellen, dass es Jugendliche gibt, die gar kein Star werden wollen. So üben die Kinder Tonleitern, ohne die tiefe Bedeutung von Musik zu verstehen, trainieren Sport, ohne den Sinn von Bewegung für das eigene Leben wirklich zu erkennen und lernen wie die Verrückten fürs Studium (denn jeder muss ja aufs Gymnasium). Verstehen Sie? Da die Kinder es nicht aus eigener Freude tun, sondern tun müssen, lernen sie nicht das, was sie eigentlich daraus lernen sollten. Sie erfahren Bewegung nicht als ganzheitlich, komplex, fantastisch und spirituell, sondern nur als etwas, was sie tun müssen, damit Mama und Papa besonders lieb zu ihnen sind. Wir trainieren sie darauf, möglichst schnell genauso „dumm“ wie wir zu werden! Verzeihen Sie mir bitte, aber so ist es doch. Schon die kleinsten Kinder wollen wir uns ähnlich machen. Statt uns um unser Leben zu kümmern und von den Kindern zu lernen, glauben wir allen Ernstes, dass wir den Kindern ständig etwas beibringen müssen. Meine daoistischen Lehrer haben mir beigebracht, dass wir den Kindern helfen sollen, ihre Neugier zu bewahren und lernbegierig zu bleiben. Wir sollten von den Kindern lernen, das Leben wieder etwas lockerer und mit mehr Lebensfreude zu leben. Kinder heilen ihre Eltern, wenn wir sie heilen lassen. Wir sollten von den Kindern lernen, was Lernen eigentlich bedeutet, worum es im Leben geht und wie man das Leben wirklich meistern kann. Doch die Schule ist inzwischen ein sehr einseitiger Ort geworden. Die Schule ist ein Ort des Metallüberschusses. Die Farbe, oder besser Farblosigkeit an den Wänden, die Farblosigkeit des Unterrichts, kein Grün und keine Bewegung, wenig Projektarbeit, wenig Mitbestimmung, wenig Forschen und wenig wirklich neue Wege gehen. Da hilft auch die Einführung des Computers nicht, der übrigens ebenfalls dem Metall zugeordnet wird. Unterschiedliche Altersgruppen, unterschiedliche Lernvoraussetzungen, unterschiedlichste Lern-Strategien gehören in eine Klasse. Kinder mit Schwächen und Handicaps müssen zusammen mit „gesunden“ Kindern lernen. Und beide Parteien sollen dabei voneinander lernen, nicht nur die Einen von den Anderen. Die Schule der Zukunft wechselt immer wieder den „Standort“, das Paradigma in allen Belangen, körperlich wie geistig und insbesondere spirituell. Dazu sind mitbestimmter Unterricht und eigenes Erleben und Forschen extrem wichtig, um dem Holzaspekt gerade der Kinder und jungen Menschen Rechnung zu tragen, aber auch, um uns Erwachsenen diese unbefangene Energie des Holzes zu bewahren.

Dies soll hier genügen. Verstehen Sie mein Ansinnen? Ich denke wirklich, dass wir wieder lernen müssen, mehr zu schauen, was es mit der Energie, mit den dahinter liegenden Prinzipien der Natur auf sich hat, wenn wir gesünder, glücklicher und durchaus gewinnbringend erziehen und selber leben wollen. Die Kraft des Holzes in den ersten 20 Jahren des Lebens ist der Ausdruck ihrer selbst. Als Kinder und Jugendliche sind wir pure Holzenergie. Diese muss bewegt, gefördert und auch gefordert werden. Aber auf die rechte Art und Weise, nicht so kontrolliert und geordnet, wie wir Erwachsenen es gerne hätten. Wenn wir könnten, würden wir dem Wald auch noch beibringen, wie er zu wachsen hat. Nämlich gerade, absolut im Gleichschritt, in perfekten Reihen und ohne große Auswüchse. Langweilig, unnatürlich aber eben kontrolliert und aus unserer „dummen“ Sicht perfekt.

 

Schöpfung + Kontrolle – Die Synthese

Der Kampf der Kräfte, die ich hier beschreibe, ist existenziell für die Zukunft des Menschen. Auch wenn sich der eigentliche Auslöser all dessen auf der Feuer-Wasser-Achse befindet. Doch das Wechselspiel zwischen Holz und Metall ist für uns leichter zu erkennen, es ist offensichtlicher.

Kinder haben den Zugang zum Dao noch, sie sind ungekünstelt und unvoreingenommen. Sie empfangen Botschaften tief aus der Natur und tun, was sich ihnen dort zeigt. Es spricht nichts dagegen, die Kinder ein wenig in eine Richtung zu lenken, doch dies sollte vorsichtig, sanft und mit großem Verständnis und großer Achtung vor dem, was wir da gerade tun, passieren. Und es sollte keine Einbahnstraße sein. Wir sollten auf jeden Fall ebenfalls lernbereit bleiben. Die Kinder sind unsere Lehrmeister (Werdet wie die Kinder!). Deshalb erkennen Kinder eher das Tiefgründige, haben einen leichteren Zugang zur Energetik und zum Spirituellen!! Aber nur, wenn wir sie nicht daran hindern und ihnen versuchen unsere rein „intellektuelle“ Weltsicht einzupauken. Habe ich dies gut genug erklärt? War es für Sie verständlich? Wenn im Frühling die ersten Krokusse herauskommen, die Sonne öfter scheint und es wärmer wird, erkennen auch wir „Metaller“ dies als Frühling. Dass diese Kraft aber schon lange vorher „arbeitet“ (der Holzaspekt), das ist für uns nur schwer zu verstehen. Wir glauben nur, was wir sehen. Auch hier zeigt sich der Sieg des Metalls schon sehr, sehr deutlich.

Ich würde mir wünschen, dass wir Erwachsenen als erstes mehr Mut aufbringen. Mut zu Neuem, zu wirklich Neuem. Das wir ausbrechen aus alten Strukturen. Und ich würde mir wünschen, dass wir kreativer werden in allem was wir tun und die Hälfte aller Verbote, auch für uns, sofort abschaffen!! Und wenn wir unsere Kinder wieder Kinder sein lassen – neugierig, spontan und unbeschwert – sollten wir uns davon gleich mindestens eine Scheibe, besser zwei, abschneiden.

Im ersten Teil meines Artikels wollte ich Ihnen versuchen klar zu machen, dass unsere moderne Lebenswelt sehr unnatürlich geworden ist. Und ich rede noch nicht einmal von Umweltverschmutzung und fehlenden Grünflächen etc., ich rede nur von unserer Tendenz, die natürliche Bewegung des Lebens nicht mehr zu sehen, geschweige denn sie zu verstehen. Und diese Erkenntnis ist wichtig, um umzudenken und wieder zu mehr Natürlichkeit, zu mehr Frieden, Stille, Harmonie, Ausgeglichenheit, Freude, Dankbarkeit, Liebe und damit zu mehr Gesundheit im weitesten Sinne zu gelangen.

Im nächten Teil erläutere ich Ihnen, an einigen Beispielen unseres „Erwachsenen-Lebens“, wie dringend notwendig dieser Prozess der Erneuerung ist.

 

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Foto: © Anneke Schramm – 123RF; Andrejs Pidjass – 123RF

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