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Das Netzwerk der Niere/Shen

Das Netzwerk der Niere - PeJo, FotoliaHier kommen wir zu einem wirklich wichtigen Aspekt in der Chinesischen Medizin, der immer wieder für Verwirrung gesorgt hat und wahrlich immer noch sorgt. Wenn im Medizinsystem der Chinesen von Organen die Rede ist, so ist das nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit dem, was wir uns darunter vorstellen!

Die schulmedizinische Sicht

Wenn wir unseren Arzt von „Magen“ oder „Herz“ reden hören oder auch, wenn wir selbst beispielsweise über unsere Nieren sprechen, ist im Grunde genommen immer „das Stück Fleisch/Muskel“ gemeint, welches an dieser oder jener Stelle im Körper zu finden ist. Die Ärzte meinen vielleicht noch ein paar Werte, die mit diesen Organen zusammenhängen, aber das war es auch schon. Außerdem betrachten wir die gesamten Organe und den Körper eher als getrennt voneinander, zumindest nicht als Einheit oder Ganzheit. Eine sehr verrückte Vorstellung, oder!?! Mir hat mal ein Arzt während eines Vortrages von mir gesagt, dass er einiges durchaus spannend gefunden hätte, aber wenn ich jetzt behaupte, dass man Magenprobleme beispielsweise mit Akupunkturnadeln am Fuß, besonders am 2. Zeh behandeln kann, dann würde das für ihn nach Scharlatanerie klingen. Das würde er für Humbug halten. Was bitte schön, hat der Fuß mit dem Magen zu tun?

Seinerzeit entgegnete ich diesem Arzt, dass wir einmal folgendes Experiment machen. Ich trete ihm jetzt einmal ganz gehörig auf seinen Fuß und wir schauen mal, ob wir dies in seinem Gesicht sehen können? Sprich, gibt es einen Zusammenhang, eine Verbindung zwischen dem Fuß und dem Rest des Körpers? Jeder weiß, dass man dies natürlich im Gesicht sieht und wenn ich energisch genug trete, krümmt er sich und sein Magen zieht sich zusammen. Verstehen Sie, was ich meine? Wir sind eins! Es gibt keine Trennung zwischen all den verschiedenen Organen, Muskeln, Knochen, Nerven etc.! Wenn Sie starke Schmerzen im Rücken haben, bleibt dann nur Ihr Rücken zu Hause und feiert krank, während der Rest von Ihnen arbeiten geht?? Wir haben den Kontakt zu unserer Natürlichkeit völlig verloren. Und ich will gar nicht davon reden, wenn in Krankenhäusern über Sie als „Galle von Zimmer 11“ gesprochen wird. Oder wie sieht es mit unseren Emotionen und unserem Körper aus? Geradezu stiefmütterlich wird dieses Thema in der Schulmedizin behandelt. Was gibt es für Verbindungen zwischen dem Körper und der Psyche? Welche gibt es zwischen Seele und Körper? Welche zwischen allen dreien? Unser gesamtes Verständnis ist ein akademisches, ein intellektuelles, aber kein natürliches, erfahrenes Verständnis mehr. Ein analytisches Verständnis durch ständiges Trennen, Zergliedern und Zerkleinern. Das ist unser großes Problem, das große Ganze haben wir völlig aus den Augen verloren. Genau an dieser Stelle können wir von der Chinesischen Medizin unendlich viel lernen.

Die Sicht der chinesischen Medizin

In der Chinesischen Medizin versteht man unter dem Begriff „Organ“ nicht in erster Linie das physische Organ, welches wir kennen. Für die Chinesen ist ein Organ ein Netzwerk von Funktionen, ein System von Verbindungen und Aufgaben. Über Jahrtausende hinweg haben sie den menschlichen Körper und seine Emotionen wie auch seinen Geist studiert und in gewisser Weise kategorisiert, aber immer in einem Gesamtzusammenhang, nie als etwas Getrenntes und Einzelnes. Sie haben Erfahrungen der alten Ärzte, insbesondere der „hellsichtigen“ Ärzte (meist Adepten des Schamanismus oder der daoistisch-buddhistischen Schulen des Dao-Weges), aufgezeichnet und immer mehr verfeinert und vor Allem haben sie all ihr Wissen durch ihre Behandlungserfahrung, sprich am Patienten, verifiziert. Außerdem waren sie intelligent genug, ihr System offen zu halten für neuere Verhältnisse und damit auch andere Aspekte. So kann die TCM auch heute selbst unbekannte Erkrankungen sehr wohl sehr erfolgreich therapieren. Sie können all diese Veränderungen in ihr Denksystem integrieren und systematisieren und kommen dadurch zu teilweise fantastisch erfolgreichen Behandlungsstrategien. Deshalb können sie auch alle Methoden der Schulmedizin, die in China natürlich auch praktiziert werden, sehr genau beschreiben und kennen deren energetische Wirkung genauestens. Wir schauen uns am Beispiel des Organbegriffes „Niere“ einmal ansatzweise im Detail an, was in der TCM alles mit unseren Nieren zu tun und welche Aufgaben sie zu erfüllen haben.

Die Niere (chin.Shen) chinesisch betrachtet

Beginnen wir mit einigen körperlichen Zuordnungen, obwohl dies immer sehr schwer vollständig zu trennen ist, da es sich beim Menschen um eine Einheit aus Körper (jing), Energie/Atem (qi) und Geist/Seele (shen) handelt.

Schwangerschaft und Wachstum

In der TCM steht die Niere im Zusammenhang mit allen vorgeburtlichen Aspekten des Lebens. Dies bedeutet, dass die Niere im Körper zuständig ist für das zur Verfügungstellen von genügend Flüssigkeiten, Substanzen und genügend Qi und Wärme, damit die Frau schwanger und der Mann zeugungsfähig sein kann. Alles was Eltern vor der Geburt eines Kindes benötigen, wird durch die Niere zur Verfügung gestellt. Aber auch eben alles Wachstum bis zur Geburt, sprich die Zeugung, die Schwangerschaft, die Geburt selbst sind ein Ausdruck dieser Nierenenergie. Alle Anlagen des Kindes, das Wachstum des Kindes, die Fähigkeiten des Kindes, die Kraft des Kindes, werden in der Niere gespeichert und entsprechend der Lebenszeit und Lebensweise bereitgestellt. Also, die Funktion der Niere verschafft den Eltern überhaupt erst die Möglichkeit, eine Zeugung und damit eine Schwangerschaft in Gang zu setzen. Gleichzeitig sorgt die Niere mit der Speicherung des Lebenselixiers (Jing) für das geregelte Heranwachsen des Kindes. Störungen in der Sexualität, schädigende Lebensarten wie Rauchen oder psychische Probleme können die Funktion der Niere beeinträchtigen. Nicht schwanger werden können oder aber Probleme in der Schwangerschaft haben oft eine Beziehung zur Nierenenergie. Nach der Geburt auftretende Wachstumsstörungen des Kindes oder Probleme der Mutter durch Depressionen oder Schwächeanfälle und große Kraftlosigkeit gehören ebenfalls in diese Kategorie, die der Niere unterstellt ist. Auch die Geburt selbst steht unter der Vorherrschaft der Niere, auch wenn sie dabei ihre Power an die Gallenblase leitet, um die Geburt in Gang zu setzen und das Kind zu gebären. Die Niere enthält auch die Information (wie eine Batterie), wie lange und wie gesund wir durchs Leben ziehen können. Dies kann natürlich im Laufe des Lebens stark von unserem nachgeburtlichen Lebensstil (Ernährung, Rauchen, Alkohol, Sex, Emotionen, Arbeit etc.) verändert werden.

Knochen, Knochenmark und das Gehirn

Die Niere beherrscht die Knochen. Tatsächlich werden alle Knochenerkrankungen zunächst einmal mit der Kraft der Niere in Verbindung gebracht. Ob beispielsweise Arthrose oder Osteoporose, sie zeigen u. a. eine Schwäche im Organnetzwerk Niere an. Innerhalb der Knochenstruktur ist das Kreuzbein (OS Sacrum – Heiliger Knochen. Wieso fragt sich die Schulmedizin eigentlich nicht, warum dieser Knochen wohl so heißen mag, selbst in ihrer Sprache?) der „Meisterpunkt der Knochen“. Über das Kreuzbein können wir alle anderen Knochen im Körper beeiflussen, positiv wie negativ. Falsches Sitzen oder Liegen, aber auch Fehlbelastungen oder innere Faktoren können das Kreuzbein schädigen. Und wir dürfen bei den Knochen nicht etwa an etwas Statisches denken! Knochen sind sehr lebendig (Mark – Blutbildung – Immunsystem etc.) und benötigen Pflege und regelmäßiges Üben. Aus dem Kreuzbein erhebt sich die Wirbelsäule gerade, aufrecht nach oben. Auch die Wirbelsäule untersteht in ihren Funktionen sehr stark der Niere. Je stärker die Nierenenergie umso flexibler und kräftiger die Wirbelsäule. Ein Überschuss der Nierenkraft sorgt dann auch für die Entwicklung der Zähne. Als Erwachsener kann uns eine starke Nierenenergie vor größeren Zahnschäden bewahren. Sämtliche Erscheinungen auf der körperlichen Ebene, die mit den Knochen und dem Mark zu tun haben, sind u. a. ein Ausdruck der Kraft der Nieren und entsprechende Störungen können durchaus über dieses Organ-Netzwerk therapiert werden. Der Ausspruch: „Das geht durch Mark und Bein“ beschreibt direkt diesen Zusammenhang und bezieht sich auf das Zusammenspiel zwischen der Niere und den Knochen und insbesondere auch den Beinen.

Letztlich hat auch das Gehirn etwas mit der Niere zu tun. Die Niere stellt die grundsätzliche Kraft für die Entwicklung des Gehirns zur Verfügung. Lernschwächen oder auch altersbedingte Gehirnerkrankungen wie Demenz können wundervoll mit einer entsprechenden Behandlung der Niere therapiert werden. Noch besser wäre allerdings eine vorbeugende Behandlung, damit solche schwerwiegenden Probleme im Alter gar nicht erst entstehen.

Ohren

In den klassischen Schriften heißt es, dass sich die Niere in die Ohren öffnet. Auch dies wiederum ist ein für unsere westlichen Ohren unglaublicher Zusammenhang, doch er wird auch hier ständig bestätigt und kann sehr gut praktisch nachvollzogen und erfahren werden. Die Größe der Ohren und die Kraft der Ohren werden stark bestimmt von der Nierenenergie. Die Hörfähigkeit (z. B. Schwerhörigkeit) aber auch Zivilisationserkrankungen wie Tinnitus haben einen engen Bezug zur Niere und können auch über dieses Organnetzwerk behandelt werden. Umgekehrt schadet ein jegliches zu viel an Lautstärke den Ohren und damit indirekt der Nierenenergie. Laute Musik, Straßenlärm in der Nacht oder am Tage, aber auch Walkman oder MP3-Player mit Ohrstöpseln schädigen besonders durch deren regelmäßigen und länger anhaltenden Gebrauch die Ohren und die Kraft der Niere. So verständlich das Bedürfnis vieler Menschen ist, sich zurückzuziehen (ebenfalls eine Funktion der Niere – Rückzug) ins Innere (Ohrstöpsel), umso wichtiger ist es zu wissen, dass dies der Gesundheit ganz allgemein und im gerade erläuterten Speziellen sehr abträglich ist. Zurückziehen bedeutet Meditation und die wird ohne Stöpsel praktiziert. Wie wir ja schon erörtert haben, könnte z. B. die Zeugungsfähigkeit darunter leiden oder auch die Knochen und vieles, vieles mehr. Außerdem stehen die Ohren nicht nur für die Hörfähigkeit von alltäglichen Stimmen oder Geräuschen. Wir sollen über die Ohren auch die „Stimme des Himmels“ empfangen. Die Ohren sind in der Lage, wegweisende Informationen des Dao zu hören. Dies bedeutet, dass wir durchaus in der Lage sind, Botschaften aus dem Kosmos zu empfangen. Und diese Botschaften wiederum dienen als Wegweiser für unser Leben in Glück und Frieden. Das sogenannte 3.Ohr besitzt eine noch größere Hör-Fähigkeit und kann durch entsprechendes Üben von Meditation und Qigong entwickelt werden. Die Ohren dienen also in erster Linie dazu, die zahlreichen „Botschaften“ der Umwelt, bis hin zu „kosmischen Tönen“ aufzunehmen und in uns wirken zu lassen.

Körper-Temperatur

Das Organnetzwerk Niere ist ebenso verantwortlich für die generelle Regulierung der Körpertemperatur des Menschen. Schon meine Oma wusste, dass im Winter die Füße, die Ohren und die Nieren warm zu halten sind. Und wenn ich mir heute anschaue, wie manche, insbesondere junge Menschen im Winter viel zu leicht bekleidet durch die Kälte radeln, dann sind Krankheit und Störungen des Energieflusses schon vorhersehbar. Meine erste Qigonglehrerin, Frau Dr. Joesefine Zöller, pflegte immer zu sagen: “Es gibt keine altersbedingten Erkrankungen, mein Junge, es gibt nur Jugendsünden und Fehler im jungen Erwachsenenalter, die sich erst im Alter zeigen und auswirken.“ Ähnlich wie mit dem Essen oder dem Rauchen, können wir solche „Fehler“ durchaus jahre- oder gar jahrzehntelang machen, doch sie werden uns irgendwann einholen und wir werden dafür bezahlen müssen. Der Mensch braucht Wärme, das Leben braucht Wärme. Wir wollen zwar gerne „cool“ sein, doch tief im Inneren käme wirklich niemand auf die Idee, sich das Leben in einem Kühlschrank als schön auszumalen. Kälte im Winter ist immer nur dann schön, wenn wir die Wärme des Ofens, die Kuscheldecke und den Glühwein in der Nähe wissen.

Angst – Die emotionale Plage des Menschen

Die Hauptemotion des menschlichen Lebens ist sicherlich die Angst. Sie steckt hinter vielen durchaus sinnvollen aber oft eben auch sinnlosen Taten, die wir so tun. Die Buddhisten nennen als Grund für unsere Ängste unsere Unwissenheit. Wir wissen nicht, wer wir wahrhaft sind. Also versuchen wir uns selbst glaubhaft zu machen, dass wir der erfolgreiche Manager, der machtvolle Politiker, die treu umsorgende Mutter und Ehefrau oder was auch immer seien. Die größte Angst – und daraus resultierend das größte Tabu unserer modernen Industriegesellschaft – ist die Angst vor dem Tod. Wir erkennen intuitiv (und sind uns dessen tief drinnen sehr bewusst), dass wir nichts im Griff haben, dass wir nichts bestimmen und dass wir nichts kontrollieren können. Und genau deshalb versuchen wir alle möglichen Tricks um uns vorzugaukeln, dass wir doch alles im Griff und unter Kontrolle haben. Starre Lebensmuster, feste Pläne, absichern durch versichern, technische Raffinessen zur Sicherheit, Anti-Terrorgesetze uvm. entstehen überwiegend aus diesem Wunsch nach absoluter Sicherheit und Planbarkeit. Doch der Tod lauert und noch viel schlimmer, er lauert überall und zu jeder Zeit. Wir glauben tatsächlich (oder auch nicht!), dass wir nur wenig leben müssen (Gewohnheiten, Pläne, Raster, Muster, Strukturen, Intellektualität etc.), dann kann der Tod nicht so schnell über uns herfallen. Irgendwie logisch und doch sehr tragisch. Denn dadurch schaffen wir es schon zu Lebzeiten (fast) tot zu sein. Wir schränken uns total ein bzw. legen unsere Ziele im Leben nur auf das Vorhersehbare, das Planbare, das Fassbare, um so dem Tod quasi von der Schippe zu springen. Doch das Leben beweist uns täglich, dass diese Methode nicht funktioniert. Im Gegenteil, wir verkürzen unser Leben dadurch schon zu Lebzeiten, um letztlich doch im Tod zu landen. Für die Daoisten war dies der schlimmste Fehler des Menschen. Zu Lebzeiten schon tot zu sein. Sie lehren uns in eine andere Richtung. Lebe schon dein Leben sehr bewusst, tief und innig und der Tod wird automatisch seinen Schrecken verlieren. Nur so lebst du wahrhaftig.

Kurz erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass die Niere (über ihr Regierungsorgan Blase), ebenfalls als eine Art psychologischer Funktion, die Aufgabe hat „Nein“ zu sagen. Wir haben über diese Funktion die Fähigkeit, „Nein“ zu den materiellen Verlockungen der äußeren Welt zu sagen. Diese Funktion befähigt uns dazu, stark zu bleiben gegenüber Korruption oder bei ständigen sexuellen Reizen, um nur mal zwei kleine Beispiele anzuführen. Und die Niere trägt die Fähigkeit der Innenschau, der Selbstbetrachtung in sich. Erkenntnis und Weisheit können aus ihr hervorgehen. Doch auch da kommt derselbe Hintergrund zum Vorschein, den ich vorher schon ausgedrückt und beschrieben habe. Sie kann nur Innenschau betreiben, wenn es still und dunkel ist. Wir brauchen dazu lediglich unsere Bereitschaft und ein gewisses Maß an Ruhe, Dunkelheit und Muße, damit unser Inneres Licht und unser wahres Selbst auch erkennbar für uns werden können.

Die Leitbahnen/Meridiane

Jedem Organnetzwerk werden in der Chinesischen Medizin mehrere sogenannte Leitbahnen, Meridiane, zugeordnet. Der Verlauf der Hauptleitbahn für die Niere ist sehr schön der Zeichnung zu entnehmen. Wie Sie sehen, durchläuft diese Leitbahn verschiedene Körperareale und beeinflusst diese natürlich auch entsprechend. Der Fuß als Beginn der Leitbahn hat einen extrem wichtigen Akupunkturpunkt mit dem Namen „Yong Quan – Sprudelnde Quelle“. Dieser Punkt ist nicht nur für den Fuß von Bedeutung, sondern ist ein äußerst wichtiger allgemeiner Energiepunkt für den gesamten Körper. Außerdem durchquert der Meridian das Steiß- und Kreuzbeingebiet und hat dort extremen Einfluss auf die Kraft und Flexibilität dieses Areals. Sie erinnern sich ja, was ich weiter oben über diese wichtige Region des Körpers gesagt habe. Weiter durchströmt die Bahn den Unterleib, den Verdauungstrakt bis hoch zur Lunge und zum Herzen. Die Niere als Organnetzwerk steht in engem Bezug zur Blase (Wandlungsphase Wasser), zur Lunge (Immunsystem und Hautoberfläche), zur Milz (als kraftspendendes Organ für das Feuer der Milz), zur Gallenblase (als Ausdruck des Nieren-Yang) und zum Herzen (in der wichtigen Feuer-Wasser-Achse). Ohne hier näher ins Detail zu gehen, sehen Sie, dass die Funktionen und Verbindungen äußerst vielfältig und weitreichend sind.

Aus der Niere entspringen außerdem die „8 Außerordentlichen Gefäße“, auch „8 Wundermeridiane“ genannt. Diese 8 Gefäße sind die erste Stufe des Entstehens des Menschen und bilden die grundsätzliche Potenzialität des Einzelnen. Sie sorgen für die ersten Entwicklungs- und Wachstumsschübe und bleiben auch später, im erwachsenen Menschen von Bedeutung als Reservoir- und Überlaufgefäße. Über die 8 Wundergefäße kann man tief in den Körper und in das Unbewusste des Menschen vordringen.

Fazit

Aus diesem wirklich sehr kleinen Einblick in die Welt der Funktionen der Organnetzwerke, wie wir sie in der Chinesischen Medizin finden, wird sicherlich schon deutlich, welch breites Spektrum an Aufgaben aber auch Entgleisungen, sprich Beschwerden und Erkrankungen sich daraus ergeben. Alle Organnetzwerke haben eine Fülle an Aufgaben und Kontrollfunktionen und müssen zudem noch wie verschiedene Zahnräder, harmonisch ineinandergreifen. Die Steuerung dieser ganzen Funktionen unterliegt der Natur des Menschen (z. B. Atmung, Verdauung etc.), aber auch unserem Geist, unserem Denken, unserer Weltsicht und unserer Lebenshaltung. Dies bedeutet, unser Lebensstil, unsere Art zu denken, unsere Offenheit zum und unser Vertrauen in das Leben sind durchaus von entscheidender Bedeutung, ob wir halbwegs gesund und vor allem glücklich und zufrieden leben werden. Wir haben es selbst in der Hand! Nutzen wir doch diese Chance der Selbstwerdung und Selbstheilung wieder häufiger und konsequenter als wir dies in den vergangenen 30 Jahren getan haben. Und bereichern wir unsere Medizin doch um so fantastische Aspekte der Ganzheit, wie wir sie in der Chinesischen Medizin entdecken können und wie sie bei uns nur noch in Sprichwörtern vorkommt: „Das geht mir an die Nieren“ heißt es auch bei uns oder wir prüfen jemanden auf „Herz und Niere“, zufällig (?) die zwei wichtigsten und grundlegendsten Kräfte und Organnetzwerke des Körpers. Wir werden in unregelmäßigen Abständen immer wieder eintauchen in diese Materie und Ihnen die wichtigsten Funktionen anderer Organnetzwerke näher bringen.

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Poster Organuhr
Poster: Die Organuhr der Chinesischen Medizin

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